Bundeskanzler Sebastian Kurz (m.), Bundesminister Rudolf Anschober (r.) und Bundesminister Karl Nehammer (l.) beim Doorstep vor dem Ministerrat am 26. Februar 2020. FotografIn: Andy Wenzel

Was die Regierung kommunikativ gut macht

Die nationalen und internationalen Medien sind aktuell voll des Lobes für das Krisenmanagement der österreichischen Bundesregierung. Wenigstens etwas, was an der Corona Pandemie erfreulich ist.

Den Kommunikationswissenschaftler und Berater interessiert freilich in erster Linie, warum Bundeskanzler Sebastian Kurz und seine Regierungskollegen Vizekanzler Werner Kogler und die Minister Rudolf Anschober sowie Karl Nehammer so gut ankommen. Um es auf einen Punkt zu bringen: Es werden wirklich alle Erkenntnisse der Kommunikationswissenschaft umgesetzt.

Verständnis, Vertrauen, Sinnhaftigkeit

Disruptive (heißt so viel wie bedrückende, abträgliche) Veränderungen bringen Ängste mit sich, die im Fall von Corona zweifelsfrei berechtigt sind. Im aktuellen Fall kommt dazu, dass massive Verhaltensänderungen notwendig sind. Dafür braucht es Verständnis, Vertrauen in die Informationen. Schließlich müssen die Vorteile, die sich aus den geforderten Veränderungen ergeben, auch sichtbar werden. Kurz gesagt: Die Sinnhaftigkeit muss erkannt werden.

Die 5 wichtigsten Erfolgskriterien

Aus der Vielzahl an Punkten, die in der wissenschaftlichen Literatur herausgearbeitet werden (z.B. Claudia Mast: Unternehmenskommunikation, Wolfgang Immerschitt: Aktive Krisenkommunikation) sind die fünf Wichtigsten:

  • Ständige Informationen mit möglichst wenigen Unstimmigkeiten anbieten
  • Die gemeinsam mit Gesundheitsexperten gefundenen Lösungen erklären
  • Das Problem weder dramatisieren, noch verharmlosen
  • Eine klare Sprache ohne unnötiges Fachchinesisch sprechen
  • Das direkte Gespräch und die Partizipation der Betroffenen suchen.
Wertschätzender Umgang miteinander

Natürlich ließe sich die Liste noch fortsetzen, wobei wohl auch in der Bevölkerung anerkannt wird, dass zwischen den Regierungspartnern ein offensichtlich gutes Klima und eine wertschätzende Kommunikationskultur herrscht. Anerkennung gezollt wird dem jungen Bundeskanzler dafür, dass er sehr Staatsmännisch auftritt, mitunter Tacheles redet, ohne dabei martialische Worte zu verwenden. Das Monopol auf den Krieg mit dem Virus haben der amerikanische und französische Präsident für sich. Der Vizekanzler kann sich des Beifalls der Österreicherinnen und Österreicher sicher sein, wenn er die „Coronaidioten“ schimpft, die Parties feiern, und offen von der Notwendigkeit des Wiederaufbaus nach der Pandemie spricht.

Nicht zuletzt diese pointierte Sprechweise ist es, die die Österreicherinnen und Österreicher zu mittäglicher Stunde zu hunderttausenden den Fernseher einschalten lässt, um zu hören, was es Neues gibt. Hier bestätigt sich, was in einem meiner Lieblingszitate formuliert ist:

Eine lebhafte Sprache gebiert lebhafte Politik und kraftvolles Reden mündet in kraftvollem Handeln.

1 Kommentar
  • Andreas Meilinger
    Veröffentlicht um 12:25h, 06 April

    Bei allen Bemühungen (die braucht es und die müssen erkennbar sein) das Richtige richtig zu machen: authentisch / glaubwürdig und dem Gesamtzusammenhang angemessen muss es sein. Dann funktionieren sogar wenig bekannte Vokabel, die in anderer Umgebung vielleicht gar nicht gut ankämen – Stichwort „vulnerabel“. Klingt bei Anschober völlig selbstverständlich und verständlich und wird ganz schnell in den allgemeinen Wortschatz aufgenommen. Danke für die Analyse – gerne mehr und regelmäßig.